STECKBRIEF

Kannenbäckerland

Keramiken aus dem Westerwald

19. Januar bis 11. Mai 2025

Wie die Provinz Limburg ist auch der deutsche Westerwald seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum der Keramikproduktion. Das Gebiet befindet sich nördlich der Stadt Koblenz. Die berühmten "Kölner Töpfe", die noch in vielen niederländischen Haushalten zu finden sind, stammen nicht aus Köln, sondern aus dieser Region. Die Tradition der Keramikherstellung wird bis heute fortgesetzt. Die vielen jungen Talente, die sich im Westerwald niedergelassen haben, sind ein Beweis dafür. Die Ausstellung im Keramikzentrum Tiendschuur befasst sich mit der Geschichte der Westerwälder Keramik und damit, wie große Mengen deutschen Steinguts für den niederländischen Markt hergestellt wurden. Zu sehen sind Werke von bekannten Herstellern wie Elfriede Balzar-Kopp, Heiner Balzar (der unter anderem in Tegelen in die Lehre ging) und Wim Mühlendyck. Darüber hinaus kann man sich auch an den Arbeiten einer ganz neuen Generation von Keramikern erfreuen, von denen einige gerade ihr Studium abgeschlossen haben. Es ist eine gute Tradition des Keramikzentrums de Tiendschuur, die Aufmerksamkeit auf Orte in der Welt zu lenken, an denen wie in Tegelen traditionell Keramik hergestellt wird. Die Ausstellung ist vom 19. Januar bis zum 11. Mai 2025 zu sehen.

Der Westerwald verfügt über das größte Tonvorkommen in Europa, in dem bis zu 15 verschiedene Tonsorten vorkommen. Es ist ein hervorragender Ton für die Herstellung von Steingut. Dies wurde schon früh entdeckt. Die Steinzeugproduktion im Westerwald reicht daher Jahrhunderte zurück. Nicht umsonst wurde das Gebiet auch Kannenbäckerland genannt. Nicht zuletzt durch die Handelswege und Transportmöglichkeiten über den Rhein wurde das Westerwälder Steinzeug zu einem erfolgreichen Exportprodukt. Der niederländische Markt war ein wichtiger Absatzmarkt. Funktionale Gebrauchsgegenstände wie Krüge, Kannen, Butter- und Einmachgläser in den charakteristischen blaugrauen Farben waren lange Zeit sehr beliebt. Inzwischen gehört Butter aus Steingutgläsern der Vergangenheit an. Die technologische Entwicklung ist nicht stehengeblieben. Auch die Herstellung von Keramik im Westerwald hat sich weiterentwickelt. In Höhr-Grenzhausen kann man das Handwerk an zwei wichtigen Ausbildungsstätten erlernen: dem Institut für Keramik und Glaskunst und der Keramikschule. In der Stadt befindet sich auch das Keramikmuseum Westerwald, in dem historische und zeitgenössische Keramik ausgestellt ist. Aus der Sammlung dieses Museums kommen neben historischen Stücken auch Werke von Elfriede Balzar-Kopp, Heiner Balzar und Wim Mühlendyck ins Keramiekcentrum de Tiendschuur. Darüber hinaus werden die Arbeiten der unten aufgeführten Keramiker - zeitgenössische Keramik aus dem Westerwald - ausgestellt.

Die Skulpturen und Wandarbeiten von Monika Debus (Deutschland) loten die Grenzen aus und stellen Verbindungen zwischen Ton und Malerei, Tradition und Moderne her. Das alte Westerwälder Salzbrandverfahren wird genutzt, um einen neuen, modernen Aspekt zu erreichen.

Martin Goerg (Deutschland) konstruiert große Objekte von Hand, indem er ständig Tonmaterial hinzufügt. Die Kontrolle der Linien und damit der Form ist ein wesentlicher Teil seiner Arbeit. Der langsame Aufbau bedeutet, dass ein Werk nicht konzentrisch werden muss, sondern sich nach außen oder hinten neigen kann, mit Öffnungen an den Seiten. Das Zusammenspiel dieser bewussten Arbeitsweise mit der "Zufallsarbeit" des Ofens verleiht dem Werk seine Individualität.

Die skulpturalen Keramikformen von Thomas Naethe (Deutschland) bestehen aus konvexen und konkaven Teilen. Durch den Wechsel der einzelnen Teile entstehen immer wieder neue Variationen. Das Werk besticht durch Präzision und Harmonie.

Rita Ternes (Deutschland) schafft Skulpturen, deren Form den Innenraum vom umgebenden Raum trennt und gleichzeitig ihren eigenen Raum einnimmt. Die Farbgebung verdeutlicht hier, was innen und was außen ist.

Das Werk von Arthur Mueller (Deutschland) besteht sowohl aus frei gedrechselten Kleinserien als auch aus Einzelstücken. Ihn fasziniert das Brennen von Holz. Die Spuren, die Asche und Flammen hinterlassen, sorgen für eine "kalkulierbare" Ungewissheit über das Endergebnis, wie ein Geschenk des Brennofens.

Die Spiralform ist immer die Grundlage für die Arbeit von Julia Saffer (Deutschland). Die Spirale symbolisiert Bewegung, Harmonie und Unendlichkeit. Außerdem verwendet sie die Terra-Sigillata-Technik auf eine zeitgemäße Weise, die ihren Objekten einen modernen Charakter verleiht.

Das Werk von Paul Simon Heyduck (Deutschland) besteht aus Objekten und Installationen sowie aus Gebrauchsgegenständen. Kennzeichnend für alle seine Arbeiten ist die Freude am Experimentieren. Wichtige Themen sind Kommunikation, die menschliche Psyche und Machtstrukturen. In seinem Arbeitsprozess sucht er nach Korrespondenzen zwischen der Arbeitsmethode, dem Material und der Idee.

Nora Arrieta (Deutschland) visualisiert in ihren skulpturalen Objekten Eindrücke und Gefühle, die durch den täglichen (Über-)Konsum von Bildern und Informationen entstehen. Sie enthalten spielerische und traumhafte Elemente, in denen vertraute Szenen, Gesten und Alltagsgegenstände auf neue, unkonventionelle Weise zusammengeführt werden.

In den Arbeiten von Carolin Piechotta (Deutschland) werden Eindrücke und Objekte, die sie auf ihren Reisen gesammelt hat, in Form und Struktur der keramischen Objekte verkörpert. Sie schafft sozusagen Erinnerungsstücke, die einerseits materiell greifbar sind und andererseits subjektive Erinnerungen, die nicht sichtbar sind.

Theresa Pazeks (Deutschland) Sammlung "seltsam nützlicher Objekte" erforscht die Ästhetik der Ordnung als taktile und visuell wahrnehmbare Erfahrung, die durch abstrakte und doch funktionale Porzellanobjekte geprägt ist. Ordnung wird zu einem Werkzeug für die Interaktion mit den Dingen um uns herum und hilft uns, uns zu konzentrieren.

Petra Herbe-Diekmann (Deutschland) kreiert Geschirr aus gedrehtem und handgeformtem Steinzeug in harmonischen Farbkombinationen, die von organischen Formen der Natur inspiriert sind.

Die Keramikskulpturen von Alix Brodeur (USA/Deutschland) entstehen aus der Faszination für alltägliche Gegenstände und Formen, die keine ästhetische Absicht verfolgen. Eine Neuinterpretation (und Ehrung) ihrer Präsenz. Formen, die vereinfacht erscheinen und die Grundprinzipien der Architektur feiern, glasiert in gesättigten Farben.

Philsoo Heo (Südkorea/Deutschland) schließlich zeigt in dieser Ausstellung Arbeiten, in denen die Vergangenheit einer Keramikfabrik, die heute nicht mehr in Betrieb ist, in Bildern festgehalten wird. Mit dem Ziel, uns unsere Umgebung und unsere Vergangenheit bewusster zu machen.

Eröffnung: Sonntag, 19. Januar um 15 Uhr mit einer Einführung von Dr. Nele van Wieringen, Leiterin des Keramikmuseums Westerwald.

Vorlesungen und Workshop-Programm:

Alix Brodeur (Keramikerin): Workshop am Samstag, 15. Februar und Vortrag am Sonntag, 16. Februar von 14-15 Uhr
Nora Arrieta (Keramikerin): Vortrag am Sonntag, 16. Februar von 14-15 Uhr (zusammen mit Alix Brodeur)
Annette Zeischka-Kenzler M.A. (wissenschaftliche Mitarbeiterin Keramikmuseum Westerwald): Vortrag am Sonntag, 16. März von 14-15h Paul
Simon Heyduck (Keramiker): Workshop von Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. Mai
(Buchung für diese Aktivitäten über die Website).

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